
Stephan Weitzel: Kalksteinsplitter
Stephan Weitzel, in Leipzig lebender und in Stuttgart aufgewachsener Autor, hat die Jury mit seiner Bewerbung zum ersten Werkaufenthalt Literatur überzeugt. Er wohnt in der Gästewohnung in den Ateliers des Alten Schlachthofs von Mitte September bis Ende Oktober und schreibt vor Ort. Stephan Weitzel, der bereits in Frankreich und England lebte, war gespannt auf das geschichtsträchtige Sigmaringen: „Fremde Orte sind für mich eine Herausforderung, die ich gerne literarisch erkunde und zu fassen versuchen."
Der Autor liest nun aus seinem hier entstandenen Manuskript "Kalksteinsplitter":
Der Kunsthistoriker Erik Touchela, Spezialist für Fotografie, folgt einer heißen und noch geheimen Spur nach Sigmaringen. Dort soll ein bisher noch nie gesehener Fundus an Negativen und Papierabzügen der Franzosen-Zeit lagern – versteckt. Aber wo? Auf einem Dachboden? Im Regal hinter Büchern? Werden die Bilder ein neues Licht werfen auf die Monate vor Kriegsende, als die Braunen die französische Vichy-Regierung zwangsexilierten und aufs Schloss der Hohenzollern verfrachteten?
In nur wenigen Tagen in der Fidelis-Stadt hebt Touchela den Schatz. Aber plötzlich wird er auch konfrontiert mit der eigenen Familienhistorie. Was ist Geschichte, wenn sie nicht die paar Seiten im Schulbuch bedeutet, sondern greifbare, weitergereichte Erfahrung, die von uns mehr fordert als nur zu wissen? Wenn Geschichte nie endet und die Gegenwart uns abverlangt, selbst in Verantwortung zu handeln?
Eintritt: frei